Willkommen, kleine Seele

Ein 6-Phasen-Guide für die ersten Wochen mit deiner neuen Katze

Jede Katze kommt mit einem kleinen, unsichtbaren Koffer zu dir. Darin befinden sich Erinnerungen, leise Ängste und vertraute Gerüche sowie eine vorsichtige Hoffnung, dass dieser Ort, dieser Mensch und dieses Leben ein echtes Zuhause sein können.

Dieser Guide ist nur eine Orientierungshilfe, die an die Persönlichkeit deiner Katze angepasst werden sollte. Jede Katze hat ihr eigenes Tempo: Manche sind neugierig und springen mutig ins Leben, andere sind vorsichtig und erkunden ihre Umgebung langsam. Beides ist normal.

Katzen sind dämmerungsaktiv. Nachts fühlen sie mehr, sind aktiver und können in den ersten Wochen weinen oder unruhig sein. Das bedeutet nicht, dass sie unglücklich sind, sondern dass sie Sicherheit und Orientierung suchen.

Phase 1Tag 1 – Versteckspiel

Am ersten Tag ist alles neu: Gerüche, Geräusche und Räume wirken fremd. Die meisten Katzen suchen sofort einen sicheren Rückzugsort, wie unter dem Bett, hinter dem Schrank oder neben dem Kühlschrank.

Ein Zimmer sollte als Basecamp eingerichtet werden. Die Katze sollte sich dort frei bewegen können, ohne dass sie isoliert wird. Fenster, Lüftungen und kleine Öffnungen sollten gesichert sein, damit keine Gefahr besteht. Sprich ruhig und bewege dich gelassen, um der Katze ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.

Heute geht es nicht darum, Nähe zu erzwingen, sondern darum, dass die Katze die neue Umgebung in Ruhe erkunden kann.

Phase 2Tag 2–5 – Jetzt tauche ich auf, und gleich darauf bin ich wieder im Schatten

In diesen Tagen beginnt die Katze, dich aus sicherer Entfernung zu beobachten. Sie registriert deinen Duft, deine Bewegungen und deinen Tagesablauf. Dabei entscheidet sie selbst, wann sie neugierig wird und Kontakt sucht.

Vertrauen kann gefördert werden, indem du viel Zeit im Basecamp verbringst, deine Aktivitäten ruhig fortsetzt, sanft sprichst und dich bewusst langsam bewegst. Biete deine Hand an, aber zwinge keine Nähe. Wenn die Katze sich nähert, belohne vorsichtige Neugier mit Streicheleinheiten oder kleinen Leckerlis. So verbindet die Katze dich und deine Nähe mit positiven Erfahrungen.

Phase 3Tag 5–10 – Die Welt wird größer

Sobald die Katze sich sicherer fühlt, darf sie beginnen, andere Räume zu erkunden. Sie wagt vorsichtige Schritte, beobachtet neugierig Ecken und testet neue Plätze. Dies ist der richtige Zeitpunkt, um die Umgebung schrittweise zu erweitern.

Decken, Spielzeug oder Kartons aus dem Basecamp können in die neuen Räume gebracht werden, damit vertraute Gerüche Sicherheit geben. Lobe mutiges Verhalten, aber zwinge keine Aktivitäten. Kratzbäume und Aussichtspunkte sollten immer vor Fenster oder Glasbalkontüren stehen, da Katzen diese nur dann nutzen.

Phase 4Tag 10–20 – Zwei Schritte vor, einer zurück

Die Katze wirkt vertraut, kann aber nachts rufen oder umherwandern. Dies ist ein normaler Teil der Anpassung. Sie zeigt nun ihre Gefühle und verarbeitet Heimweh, Unsicherheit oder neue Eindrücke.

Du kannst sie unterstützen, indem du Feliway-Spray auf Bett, Decken und Kratzbaum nutzt, Kartons mit Papier als Duftanker bereitstellst und diese schrittweise in andere Räume verschiebst. Ein stabiler Tagesablauf mit Fütterung, Spiel, Belohnung und Ruhe hilft ihr, Sicherheit zu gewinnen. Leise Musik oder Brown Noise in der Nacht kann zusätzlich beruhigen.

Phase 5Tag 20–30 – Unterwegs

Jetzt beginnt die Katze, Routinen gut zu erkennen. Vorhersehbarkeit vermittelt Sicherheit und reduziert Stress. Ein stabiler Tagesablauf erleichtert die Anpassung und stärkt die Bindung.

Biete regelmäßige Fütterungszeiten und kleine Jagdspiele an, wechsle Spielzeuge und Klettermöglichkeiten ab, richte sichere Rückzugsplätze ein und achte auf geeignete Kratzmöglichkeiten. Wenn die Katze etwas tut, das dir nicht gefällt – zum Beispiel auf den Klavierdeckel springt oder in deinen Teller geht – bestrafe sie nicht. Sorge stattdessen dafür, dass es eine klare, attraktive Alternative gibt, die genauso spannend ist. Belohne die Katze, wenn sie diese Alternative benutzt. So lernt sie von selbst, wohin sie darf, ohne Angst oder Frust.

Positive Verstärkung ist wichtiger als Strafe, um Vertrauen aufzubauen und gewünschtes Verhalten zu fördern.

Phase 6Nach 1 Monat – Hallo Welt!

Nach etwa einem Monat zeigt die Katze mehr Selbstvertrauen. Sie erkundet die Wohnung sicher, findet Lieblingsplätze und schnurrt zunehmend. Nun erkennt sie, dass dies ihr Zuhause ist und dass du ihr vertrauter Ansprechpartner bist.

Für ein langfristig harmonisches Zusammenleben solltest du weiterhin Spiel- und Klettermöglichkeiten bieten, Stresssignale beobachten, Rituale stabil halten und Liebe ruhig, aber konsequent geben.

Willkommen im Leben mit einer Katze.

Es wird wunderbar.